Berichterstattung in den BNN und dem Wettersbacher Anzeiger

 

Historisches Dorftest - 300 Jahre Palmbach 2001

Bei strahlendem Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen eröffnete Ortsvorsteher Rainer Frank am vergangenen Samstag das historische Dorffest als Höhepunkt der Veranstaltungen zur 300 Jahrfeier.

Begrüßen konnte er nicht nur die politischen Vertreter aus dem Gemeinde- und Ortschaftsrat und die Gäste aus Torre Pellice bei Turin. Den besonderen Stellenwert des Jubiläumsfestes unterstrich auch die Anwesenheit der Bundestagsabgeordneten Brigitte Wimmer, des Landtagsabgeordneten Günther Fischer sowie die Anwesenheit verschiedener Bürgermeister und Ortsvorsteher aus den Nachbargemeinden.

In Vertretung des Oberbürgermeisters war Bürgermeister Ullrich Eidenmüller gekommen, der mit dem Ortsvorsteher den Fassanstich vornahm. Einen wesentlichen Anteil am Gelingen des Festes haften nicht nur der Festausschuss und die vielen Helfer aus Vereinen und Stadtverwaltung. Besonderen Dank galt auch den Anwohnern der Talstraße und der Henri-Arnaud-Straße, die nicht nur die Einschränkungen der Straßensperrung hinzunehmen haften, sondern die sich durch Zurverfügungstellung der Höfe und durch den Häuserschmuck aktiv am historischen Dorftest beteiligten.

Zur Erinnerung an die Geburtsstunde von La Balme wurden die Handwerker- und Verkaufsstände in einen entsprechenden Outfit gestaltet. Die Besucher haften so die Möglichkeit am Leben und Wirken der letzten 3 Jahrhunderte teilzuhaben. Besonderes zu entdecken gab es auf der gesamten Feststraße. Neben der Ausstellung historischer Feuerwehrfahrzeuge und Motorräder wurden alte Uhren präsentiert. Life miterleben konnten die Besucher die Arbeitsweisen der verschiedenen Handwerkszünfte. Vertreten waren hierbei Deichelbauer, Drechsler, Korbmacher, Zimmerleute, Steinhauer, Schmied, Töpfer, Bürstenbinder sowie ein Dengelstand, Dreschplatz und im Rahmen der Ausstellung vom Korn zum Brot eine Backvorführung. Die Baden-Badener Drehorgelweiber wussten in traditioneller Art verschiedene Geschichten zu erzählen.

Besonderen Zuspruch fand auch das Programm auf der Festbühne, das Holger Gohla vom SWR moderierte. Anziehungspunkt war hierbei nicht nur die Musikgruppe ,,Sunflowers" oder Rock Dad, die jeweils den Ausklang des samstags bzw. sonntags gestalteten. Auch die musikalischen Darbietungen des IMV Grünwettersbach, des MGV 1886 ,,Harmonie" Palmbach, des Bläserkreises und Posaunenchors Langensteinbach/Palmbach, der evangelischen Kirche zusammen mit den Gästen aus Torre Pellice und der Minnegesang der Folkloregruppe Stupferich waren gut besucht.

In der Besuchergunst standen neben den musikalischen Darbietungen auch die Ju-Jutsu-Vorstellung des TSV Palmbach, die Erste-Hilfe Vorführung des DRK Wettersbach und die Vorführung der Freiwilligen Feuerwehr Wettersbach.
Die Kinder und Jugendlichen erfreuten sich am Stand des Europaparkes, der mit seinem Glücksrad eine große Anzahl von Preisen ausschüttete. Besondere Aufmerksamkeit fand auch Clown Pepino mit seinen Zaubertricks und Ratespielen. 2 Kinderkarussells, eine Wurfpfeilbude, die Hüpfburg und verschiedene Spiel- und Sportgeräte auf der Henri-Arnaud-Straße sorgten für Kurzweil bei den Kindern und Jugendlichen.

Die Prämierung des Häuserschmuckwettbewerbs fand am Sonntag gegen 19.00 Uhr statt. Ausgezeichnet wurden insgesamt 13 Anwesen, die durch eine Jury, der jeweils ein Vertreter der beteiligten Vereine angehörte, ermittelt wurden.

(Aus Wettersbacher Anzeiger vom 26.07.2001)

300 Jahre Waldenserort  Palmbach


Darstellung eigener Vergangenheit

"Apfelsaft" statt "Ofenluft"

3OO-Jahr-Feier in Palmbach / ,,Historisches und Modernes"

tima.  Dass irgend etwas anders ist als sonst, verraten schon die Straßenschilder. Mit der gelben ,,Umleitung" werden die Festbesucher um Palmbach herumgeleitet, die Hauptstraße ist gesperrt. Von Samstagnachmittag bis gestern Abend befand sich das Bergdorf im Ausnahmezustand. ,,Schuld" daran war das historische Dorffest anlässlich der 300-Jahr-Feier. Und auf den Begriff ,,historisches Dorffest" legt Ortsvorsteher Rainer Frank großen Wert. ,,Dieses Mal feiern wir kein gewöhnliches Straßenfest"' erklärt er. Das zeigt in erster Linie die Tatsache, das sich die Stände nicht nur wie bisher durch den Anwohnerteil der Talstraße sondern durch die komplette Talstraße schlängeln Ein weiterer Punkt, der das Prädikat ,,historisch" rechtfertigt, ist die Vorstellung traditioneller Handwerksbetriebe.

,,Und ... los", gibt Zimmermann Peter Freiburger seinem Sohn Marco das Startkommando. Der dreht einen langen Stab langsam in den aufgebockten Baumstamm. Dreht und dreht und zieht den Stab schließlich wieder heraus. Sägespäne fallen auf den Boden. Etwa zweieinhalb Stunden später ist die altertümliche Wasserleitung fertig. ,,Das nennt man Deichelbau"' erklärt Peter Freiburger. Neben den hölzernen Wasserleitungen zeigt eine Drechselwerkstatt kleine Kaffee- und Pfeffermühlen. Steinmetz Ralf Löffler fertigt aus Stein eine Schlange, eine Uhr oder einen Schuh. Den Stand des TSV Palmbach zu "entlarven" ist gar nicht so einfach. In altertümlicher Sütterlin-Schrift stehen da auf den ersten Blick nicht zu entziffernde Worte. ,,Was heißt das? Ofenluft?" fragt ein Besucher. ,,Nicht ganz", lacht Thomas Meder vom TSV. ,,Es bedeutet Apfelsaft." und der wird nach historischer Art - handgepresst.

Aber nicht nur historisch, auch modern ging es am Wochenende in Palmbach zu. Auf der großen Europapark-Bühne gab es unter anderem Spaßiges von Clown ,,Pepino" und verschiedene Aufführungen des TSV. Musikalische Schmankerl boten am Samstag die ,,Sunflowers" und gestern die Band ,,Rock Dad". ,,Das Fest bietet eine gelungene Mischung aus Traditionellem und heutigem Angebot", freut sich Bürgermeister Ullrich Eidenmüller, der gemeinsam mit Rainer Frank den Fassanstich vollzog. ,,Palmbach gibt sich große Mühe in der Darstellung der eigenen Vergangenheit", lobt Eidenmüller.

Und die ist bei den Palmbachern ziemlich bewegt. Die ersten Bewohner waren Glaubensflüchtlinge - Waldenser - die aus dem französisch-italienischen Grenzbereich vertrieben wurden. Über die Schweiz und Hessen führte ihr Weg schließlich in württembergisches Gebiet. Insgesamt 28 Familien waren es, die von Herzog Ludwig Wilhelm das verwilderte Ackerland zugewiesen bekamen. 1701 gründeten die Flüchtlinge ihr Dorf, das sie ,,La Balme" (Zuflucht) nannten. Gesprochen wurde damals noch französisch. Erst rund 100 Jahre später, als Palmbach fortan zu Baden gehörte, wurde die deutsche Sprache übernommen. Weiter feiern die Palmbacher am 15. September mit ,,Märchen und Musik aus den Waldensertälern" im evangelischen Gemeindehaus.

(Entnommen aus den BNN vom 23.07.2001)