Anekdoten und Geschichten aus Palmbach:

Die Jugendstreiche des Walter Reinhard Tron (1)


"Die Kräftigen"

Wenn man so den Lebensweg von Walter Tron betrachtet, könnte man leicht der Meinung sein, Walter wäre in seiner Jugendzeit immer nur ein kalter und nüchterner Rechner gewesen. Dem ist aber nicht so. Als guter Gesellschafter und Freund war er immer dabei, wenn es galt einen Schelmenstreich durchzuführen. Humor war immer seine zweite Kraft. Man konnte, wie man so im Volksmund sagt, mit ihm ,,Pferde stehlen" gehen.

Walter Tron war lange Jahre führendes Mitglied der ,,Clique". Das war ein Zusammenschluss jugendlicher Menschen in Palmbach verschiedenen Alters, die Frohsinn und Freude und Achtung vor dem Alter auf ihr Banner geschrieben hatten und ohne böse Absicht manchen Streich spielten. Eine Gesellschaft, die es weder vorher in Palmbach gab, noch heute wieder gibt. Dass diese jungen Menschen damals auch die tragenden Säulen des Turn- sowie des Gesangvereins in Palmbach waren, darf nicht unerwähnt bleiben.

Noch in den 70er Jahren wurden bei Familienfeiern und am Biertisch manche dieser Streiche zum besten gegeben, und immer wieder erfüllt es die damals Beteiligten mit Genugtuung und Freude. Von den vielen, vielen sollen nur fünf ihre Niederschrift finden, die aber nie zur Nachahmung empfohlen werden.


Die Kräftigen

Ein Teil der ,,Clique", darunter auch Walter, gingen an einem Sonntag mal wieder nach Langensteinbach, einem Nachbarort, um einen guten Freund zu besuchen und auch nach den schönen Mädchen Umschau zu halten. Man ging also in das Gasthaus ,,Zum Ochsen".

Bei dieser Gelegenheit wurde nicht nur ein kleiner Imbiss zu sich genommen, sondern auch dem Alkohol eifrig zugesprochen. Nachdem man um eine Kraftmessung (Schlägerei) - die ja um jene Zeit üblich war, um den jungen Mädchen zu imponieren - herumgekommen war, machte man sich auf den Heimweg. Die Kraft, welche das Vesper und der Alkohol erzeugten, war unbändig und musste irgendwo ihre Auslösung finden. Man kam an die Straßenkreuzung Palmbach - Mutschelbach! Dort stand ein gusseiserner Wegweiser und streckte beide Arme aus. So eine Gemeinheit! Und vielleicht steht der Kerl auch noch verkehrt? Eine Stimme rief: ,,Da muss Abhilfe geschaffen werden!" Mit vereinten Kräften wurde dieses Hindernis seines Postens enthoben und in den Straßengraben gelegt.

Schweißtriefend, befriedigt und selbstsicher wurde der Heimweg angetreten. "Doch mit des Geschickes Mächten, ist kein ewiger Bund zu flechten" - - - Die Polizei war natürlich über diese Heldentat anderer Ansicht. Schon am nächsten Tag kamen die Hüter des Gesetzes, um nach den Übeltätern zu suchen. Am selben Abend trafen sich auch die ernüchterten Helden in Walters "Schusterbude", um Kriegsrat zu halten und die Sache auch vom nüchternen Standpunkt aus zu betrachten. Von der geistigen Überlegenheit und dem Ordnungssinn war nichts mehr zu spüren. Und siehe da, keiner war der Urheber.

Man hatte bei der Polizei Lunte gerochen und nahm sich wieder einen Tag später der Sache an. Das schwächste Glied in der Kette, der ,,einsame Heinrich" wurde verhört, doch er schwieg. Daraufhin sperrte man ihn so lange im Ortsarrest ein, bis er alles ausspuckte. Der Strafzettel wegen "groben Unfugs" war ziemlich hoch, so dass Walter zu den anderen sagte: "Menschenskinder, für dieses schöne Geld, da hätten wir manchen lüpfen können."


Diese Geschichten sind entnommen aus der Denkschrift "Vom Schumacher zum Fabrikant"
zum 60. Geburtstag des Palmbacher Ehrenbürgers Walter Reinhard Tron. Sie ereigneten sich in Palmbach in den Jahren ca. 1920 - 1925